Wieder "frei"

Veröffentlicht auf von Chris

Mit Michelle habe ich in der Klinikzeit noch viel unternommen. Wir sind mit dem Rad ins Dorf gefahren, mit dem Bus in die Stadt nach Göttingen zum shoppen, zu Fuss zum Reiterhof damit sie Reiten und ich dabei zusehen kann oder einfach ein bisschen über das Gelände spazieren gegangen. Es war auf jeden Fall eine wunderschöne Zeit.

In der Klinik habe ich noch andere gute Freundschaften geschlossen, die leider sehr auseinander gegangen sind, durch die weite Entfernung.

Jedenfalls war irgendwann die Therapiezeit in der Klinik zu ende. Ich fühlte mich dort sehr sicher und merkte gar nichts mehr von den Störungen. Ich konnte sogar zum Frühstück gehen. Ich hatte auch ganz verdrängt, dass ich mir noch einen ambulanten Therapeuten suchen sollte und die Klinik ja eigentlich nur "Übergang" war. Ich freute mich einfach nur darauf endlich wieder nach Hause zu kommen. Da meine Eltern mich nicht abholen konnten am Termin, bin ich schon vorher nach hause gefahren und habe mein Auto geholt. So konnte ich dann selbst zurück fahren.

Michelle hatte schon vor mir die Klinik verlassen und war schon eine oder zwei Wochen bei ihren Eltern.

Als ich dann endlich nach Hause konnte, bin ich auf dem Weg bei ihr vorbei gefahren um sie abzuholen. Ich habe mich einfach sehr gefreut. Ich schien gesund zu sein, hatte die Liebe meines Lebens an meiner Seite und war endlich wieder frei.

Das war dann vielleicht auch mein Problem. Ich war zufrieden. Ich habe gedacht, ich hätte alles und bräuchte ja nichts mehr machen. Deswegen erstmal nur entspannt und mich gehen lassen. Immer wieder mit Michelle getroffen und mal schwimmen gegangen oder einfach ein schönes Wochenende bei ihr oder bei mir verbracht. Leider konnte man sich nicht sooo oft sehen, da sie 140km weit weg lebte.

Ich ging wieder immer mehr kaputt, weil ich nichts mehr machte. Ich sass nur noch zu hause und habe gezockt. Zu ihr zu fahren war mir wieder sehr unangenehm, weil ich den Eltern nichts "bieten" konnte. Ich hatte keine Arbeit und machte ja auch nichts. Deswegen überredete ich sie immer wieder zu mir zu kommen. Wenn sie dann bei mir war, blieben wir eigentlich auch nur die ganze Zeit im Haus und machten nichts. Das Selbstwertgefühl sank auch immer mehr und ich wurde immer eifersüchtiger, wenn sie mit anderen Typen schrieb. Ich merkte auch, wie sie immer unzufriedener wurde. Sie war nicht mehr gerne bei mir bzw. wollte lieber rausgehen und etwas erleben. Und das konnte ich ihr einfach nicht bieten.

So kam es leider, dass sie nach fast genau einem Jahr und neun Monaten ihre Unzufriedenheit ausdrückte. Sie sagte, es könne nicht so weitergehen. Ich habe es sofort verstanden und habe ihr eine Pause vorgschlagen. Ich wollte an mir arbeiten und ihr Zeit für sich lassen. Sie war gerade dabei den Führerschein zu machen und ging auch zu einer Designerschule. Sie war damit einverstanden und versprach mir, dass wir es danach nochmal versuchen. Wir haben ganz normal weiter geschrieben und auch manchmal telefoniert. Als ich dann irgendwann von mir gab, dass ich sie vermisse und wieder bei mir haben möchte fiel ich wegen ihrer Reaktion fast um. Sie sagte, dass sie das nicht mehr möchte. Sie meinte zu mir, dass sie nie wieder mit mir eine Beziehung wollte. Ich war komplett am Boden. Erst hatte ich starken Wind in den Segeln um an mir zu arbeiten, bin zu einer psychologischen Beratung gegangen um mir helfen zu lassen und habe so viel versucht raus zu gehen, wie es ging. Und dann sagt sie mir, dass es eh nichts mehr wird und nichts bringt?!

Sie konnte mir keinen Grund sagen, wieso sie nicht mehr mit mir zusammen sein will. Meinte nur, dass sie zur Zeit gar keine Beziehung will, weil es bei ihr zur Zeit so gut läuft. Zuhause war alles gut, die Schule ging vorran und den Führerschein hatte sie auch bestanden. Aber mit mir will sie nie wieder zusammen sein, weil sie sich gesagt hatte, dass sie nie wieder zu einem Ex-Freund zrückkehren wollte. Dabei hatten wir doch gar nicht schluss gemacht?! Wir hatten lediglich eine Pause wo ich an mir arbeiten wollte. Sie sah das irgendwie anders und meinte, dass es das Ende war.

Ohne Grund und per Whatsapp beendete sie es also, weil es bei ihr gut lief und ich nur ein Klotz an ihrem Bein war, der sie aufhielt. Anfangs habe ich die Fehler nur bei mir gesucht, doch später fand ich meinen eigenen Grund. Dieser macht mich zwar nicht glücklich, aber er hilft mir drüber weg zu kommen.

(Vor ihrer Zeit in der Klinik hatte sie einen Freund. Dieser hat sie betrogen, worauf sie die Beziehung beendete. Er hatte sie aber überredet wieder zu ihm zu kehren und da sie zu Hause stress hatte und so alleine war, ist sie wieder zu ihm zurück. Dann hatte er sie aber wieder betrogen. Daraufhin war sie dann auch in der Klinik. Sie hatte bestimmt Angst nach der Klinik wieder alleine zu sein und hat sich daraufhin vermutlich den "nächstbesten" (mich) gemommen. Als sie dann merkte, dass es auch alleine geht, hat sie mich dann einfach wieder liegen gelassen.)

Ausserdem hatte ich ja auch zwischendurch mitbekommen, wie sie mit einem anderen geschrieben hatte, der ihr Sexangebote machte, woraufhin sie sich auch anziehend und begehrt gefunden und Selbstbewusstsein erhalten hat welches ihr Sicherheit gab, mich zu verlassen.

Es war eine sehr schöne Zeit mit ihr und ich vermisse sie immernoch. Ich will ihr das auch nicht wirklich unterstellen, aber ich muss aufhören mir selbst die Schuld zu geben, da ich mich nur weiter kaputt mache. Mittlerweile haben wir auch gar keinen Kontakt mehr und sie hat mich bei Facebook blockiert.

Im nächsten Teil wirds wohl wieder etwas fröhlicher ;)

Veröffentlicht in 9. Teil

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D
Na das hoffe ich, aber trotzdem Hut ab, das du so ehrlich schreibst.
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