Die Bekloppten

Veröffentlicht auf von Chris

Nun kam der Tag der Anreise. Ich war total aufgeregt, da ich nicht wirklich wusste, was für Menschen da sind. Ich hatte einfach nicht überlegt, dass da solche wie ich sein könnten, sondern hatte eher "Angst", dass dort nur "Bekloppte" sind. Verrückte die einfach mal austicken sobald man was falsches sagt oder falsch guckt.

Meine Eltern traten die 1 1/2 stündige Fahrt mit mir an. Wir waren natürlich zu spät losgefahren und ich habe sogar auf dem Weg anrufen müssen, da wir wussten dass ich es nicht mehr rechtzeitig schaffe. Ich sollte nämlich irgendwann am Vormittag dort ankommen, damit ich auch direkt noch das Essen geniessen konnte. Nun war es aber schon Mittag wo ich ankam.

Erst an die Rezeption zum "Check-in", dann direkt zu den Betreuern. Alle waren sehr freundlich, aber ich habe mir doch noch ein bisschen Gedanken gemacht, was die Leute da haben, die da an einem grossen Tisch sassen und mich neugierig erwarteten.

Aber zu erst die Sachen ins Zimmer tragen. Mein Zimmer war ziemlich klein. Zwei einzelne Betten, zwei Schreibtische und zwei Stühle. Auf dem kurzen Flur ein Wandschrank und die Tür zum Bad mit Klo und Dusche. Ich erfuhr, dass es ein Privileg sei, ein Klo auf dem Zimmer zu haben. Zumindest als Männlicher Patient. Alle anderen mussten über den langen Flur laufen und sich ein Klo teilen. Meinen Zimmergenossen hatte ich noch nicht gesehen. Er war gerade beim Essen.

Eine junge Frau (anfang 20 schätze ich) wurde dann von der am Tisch wartenden "Horde" weggeholt und mir vorgestellt. Sie meldete sich am Morgen freiwillig mir alles zu zeigen und zu erklären.

Ich bemerkte einfach nichts auffälliges an ihrem Benehmen. Sie war so wie ich. "Schonmal eine "normale"" dachte ich und war etwas erleichteter. Sie zeigte mir erstmal nur das Haus und sagte ich kann ja erstmal alle kennenlernen, bevor ich den rest sehe. Gesagt getan. Sie brachte mich also in das "Wespennest". In dem Raum wo ca. 10 Menschen an einem Tisch sassen und neugierig durch die Scheibe guckten und mich erwarteten.

Man glaubt es nicht! DIe haben sich ganz normal vorgestellt und mir die Hand gegeben! Als wenn man zu einem Kumpel geht, der eine kleine Runde macht und die anderen Gäste schon da sind! Jeder gab mir ganz normal die Hand und sagte seinen Namen.

Durch meine Aufregung und da ich mir Namen eh sehr schlecht merken kann, habe ich mir einfach keinen merken können. Ich habe mich dazu gesetzt und habe zugehört, wie die Menschen, deren Namen ich also, trotz Vorstellung, immernoch nicht kannte, über ganz normale Dinge redeten. "Was machen wir heute noch?" "Wie wäre es mit Karten spielen?" "Was gibt es heute zum Abendessen?" Einfach ganz normale, alltägliche Dinge.

Zwischendurch kamen noch ein paar andere vom Mittagessen zurück oder aus anderen Ecken und Nieschen hervor und stellten sich vor. Aber diese Personen setzten sich nicht dazu. Ich bekam das Gefühl, dass es so eine Art "Clique" ist. Wie in der Schule. Man ist zwar eine Klasse, aber es bilden sich kleine Gruppen in der Klasse. Und genau so fühlte sich das an. Ich sass bei Menschen zwischen 20 und 30 und ich dachte sie wären die "Coolen in der Klasse".

Dadurch habe ich gedacht, dass ich da nicht zugehören kann. Der Gedanke, dass die mich eh nicht dabei haben wollen kam mir sofort in den Sinn. Aber sie machten etwas aus, was sie nun unternehmen wollten. Ich hatte keine Ahnung was das ist, aber sie fragten ob ich dabei sein will und ich habe mich einfach angeschlossen. Hatte aber immernoch nicht das Gefühl dazu zu gehören oder "einer von denen" zu sein.

Wir gingen an einen Bach, der genau durchs Gelände ging und sind da durch gewatet. Keine Ahnung.. Soll wohl für den Kreislauf sein... War auf jeden Fall arsch kalt und unangenehm..

Naja, der Tag ging ziemlich schnell rum und es ging zum Abendessen. Einer aus der Gruppe gab mir noch einen Rat. "Beim Abendessen sind alle Häuser auf dem Gelände zusammen. Das Haus, wo wir einquartiert sind, ist das normale. In den anderen Häusern sind richtig verrückte. Guck beim Essen niemandem in die Augen! Das könnte sie provozieren und dann könnten die ausrasten. Nimm einfach dein Essen und setz dich hin. Guck nur auf dem Boden oder aufs Essen und dann geht alles gut."

Es gab sie dort also doch, die Verrückten!

Schreibt gerne in den Kommentaren, wie es euch bis hier hin schon gefällt und ob ich etwas ändern soll. Zum beispiel nicht so genau darauf eingehen oder auf bestimmte Sachen noch genauer oder so :)

Veröffentlicht in 4. Teil

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D
Ich finde es toll, das du soviel Mut hast, über dein Leben mit der Krankheit zu schreiben. Schreib weiter, bin gespannt wie es weiter geht. Super!!!!!
Antworten
C
Danke Doreen. <br /> Freut mich richtig, dass es dir gefällt. Es wird immer schwerer, aber ich gebe weiterhin mein Bestes :)